Großes Interesse an der Exkursions-Veranstaltung
„Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft“

(Osnabrück, 23. Oktober 2019) Über 50 Teilnehmende folgten der Einladung zur Exkursions-Veranstaltung „Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft“ des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Lingen auf dem Belmer Betrieb Langsenkamp. Die Gäste kamen aus den Bereichen Hochschule, landwirtschaftliche Unternehmen sowie Betrieben und zeigten großes Interesse an den Vorträgen: Ines Ruschmeyer von HofConnect und Dirk Nienhaus, bekannt als „Bocholter Landschwein“, waren an diesem Vormittag als Referenten eingeladen.

Ruschmeyer und Nienhaus wissen wovon sie sprechen. Beide kommen von landwirtschaftlichen Betrieben. Sie kennen das notwendige PR-Werkzeug, um den Konsumierenden effektiv Einblicke in den landwirtschaftlichen Hofalltag zu gewähren, aufzuklären, Missverständnisse gerade zu rücken und mit Argumenten zu überzeugen. Zudem ist das Thema Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich des Zeitpunkts an diesem Tag optimal platziert: Ein Tag vor der Exkursions-Veranstaltung demonstrierten die Beschäftigten in der Landwirtschaft gegen die aktuelle Agrarpolitik in Bonn. „Vielen Landwirten ist es dabei wichtig, zu zeigen, dass sie oft um ein positives Image werben und sich ärgern, wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden“, so Nikolas Neddermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Teilprojekt COALA im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen.

Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft

Ruschmeyer appelliert, dass der Dialog, das Miteinandersprechen zwischen landwirtschaftlich Betreibenden und Konsumierenden Kern der Pressearbeit sei. „Toll wäre es, wenn ihr mit dem Traktor einen kurzen Stopp einlegt, um mit den Menschen auf der Straße direkt zu sprechen und zu erzählen, was die Bäuerin oder der Bauer in der alltäglichen Arbeit macht“, sagt Ruschmeyer und ergänzt: „Wer die Landwirtin oder den Landwirt kennt, urteilt meistens positiv“.

Zu einer wirksamen PR-Arbeit gehören ihrer Meinung nach nicht nur Kommunikationsmittel wie Webseite, Social-Media-Kanäle oder der Hofladen, sondern vor allem persönliche Gespräche. Dabei dürfen Landwirtschaft Betreibende ihre Ziele und ihre Zielgruppe nicht aus dem Auge verlieren.

Ruschmeyer betont, dass es wichtig ist, sich in der Landwirtschaft untereinander zu unterstützen und ein Netzwerk aufzubauen; so werde ein Informationsaustausch auf neuer Ebene für die landwirtschaftlichen Betriebe ermöglicht, zum Beispiel, wenn Helferinnen und Helfer für die Ernte benötigt werden. Immer wieder zeigte sich während des Vortrages von Ruschmeyer, dass es ihr wichtig ist, die Botschaft zu vermitteln, gemeinsam als Beschäftigte in der Landwirtschaft den Weg mit der Gesellschaft zu gehen.

Agrarblogging

Bloggende Personen sind lange Zeit im Internet präsent, bedienen oft mehrere soziale Netzwerke gleichzeitig; die intensive Recherche und das Verfassen der Beiträge nehmen viel Zeit in Anspruch. Da bleiben für andere Beschäftigungen kaum freie Zeitressourcen. Trotzdem gibt es sie, die bloggenden landwirtschaftlichen Betriebe. Landwirt Dirk Nienhaus züchtet Schweine und lässt die Menschen per Videoblog auf Facebook daran teilhaben, welche Schritte nötig sind, um qualitativ hochwertiges Schweinefleisch anbieten zu können.

Nienhaus zeigt den Veranstaltungsteilnehmenden mit seinen Blogs und Filmen wie sich Geschichten besser erzählen lassen, Emotionen transportiert oder authentische Statements abgegeben werden können. Denn Aufklärungsarbeit sei besonders in den Diskussionen rund um die Landwirtschaft wichtig und bewirke viel.

Aber nicht immer verstehen die User von sozialen Netzwerken die Botschaft: So lösen manche Blogs auch Missverständnisse aus. Dies verdeutlicht Nienhaus auch, dass es noch viel zu tun gibt, um einen Brücke des Vertrauens zwischen Konsumierenden und landwirtschaftlichen Betreibenden zu schlagen sowie Verständnis für die Arbeit einer Landwirtin oder eines Landwirts zu schaffen.
Für böse Kommentare in Sozialen Medien hat Nienhaus einen einfachen Rat: „Nehmt den Kommentar nicht persönlich und schaltet zwei Tage das Smartphone aus. Also, reagiert nicht sofort auf böse Kritik, sondern holt erst einmal tief Luft und ignoriert diese“.

Erkenntnis der Exkursionsveranstaltung

Bei der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde zeigt sich, dass es den Veranstaltungsgästen eine Herzensangelegenheit ist, den Konsumierenden zu erklären, wie ihre Landwirtschaft funktioniert oder was sie an ihrem Beruf begeistert. Häufig bleibt aber das „wie“ offen und sie wünschen sich eine Kommunikationsexpertin oder –experten an ihrer Seite. Zudem befürchten landwirtschaftliche Beschäftigte bei Social-Media-Kanälen die Kritik der Konsumierenden und den richtigen Umgang damit.

Mit ihren Vorträgen machen Ruschmeyer und Nienhaus deutlich, wie nah sie an der landwirtschaftlichen Praxis sind. Die Teilnehmenden nehmen  wertvolle Tipps und Anregungen mit nach Hause; insbesondere aber auch die Botschaft: Werde aktiv, bleibe dran. Denn durch einen gemeinsamen Dialog, ob persönlich oder digital, wird ein positives Bild von der Landwirtschaft und somit für jeden einzelnen landwirtschaftlich Betreibenden geschaffen.

 

Text & Foto: Kerstin Weber