„Künstliche Intelligenz ist gar nicht so kompliziert“

Online-Kooperationsveranstaltung „Fabrik der Zukunft – Vision und Praxis“ des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Lingen (Standort Osnabrück) mit dem VDI Bezirksverein Osnabrück – Emsland

„KI ist gar nicht so kompliziert“, so die Rückmeldung eines Teilnehmers nach der Online-Veranstaltung „Künstliche Intelligenz zur Nutzung des Wissens aus digitalen Daten“. Die Kooperationsveranstaltung führten das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Lingen (Standort Osnabrück) und der VDI-Arbeitskreis „Produktion und Wertschöpfungsmanagement“ gemeinsam durch.

Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist das Schlagwort, das derzeit in aller Munde ist. Es verspricht große Potenziale für Unternehmen und wird in den Medien als Technologie der Zukunft gepriesen. Der digitale Fortschritt mit „intelligenten“ Maschinen und Systemen verändert unser Leben und unsere Arbeitswelt radikal. Zugleich wachsen die Mengen an digitalisierten Daten. Eine besondere Herausforderung besteht darin, das in diesen Daten steckende Wissen zu nutzen und daraus einen Mehrwert zu generieren. Eine Antwort darauf kann KI sein.

Ein Blick hinter die Kulissen.
Ein Blick hinter die Kulissen.

Mit über 70 Teilnehmenden zeigte sich, dass die vorgestellten Veranstaltungsthemen sehr aktuell sind. Insbesondere das Interesse an „Predictive Maintenance“ (vorbeugende Instandhaltung) als beispielhafte Anwendung war sehr groß. An konkreten Technologiebeispielen stellten bei der Kooperationsveranstaltung Experten aus Praxis und Wissenschaft Möglichkeiten vor, wie man KI heute und in der Zukunft insbesondere in der Industrie und im Mittelstand gewinnbringend einsetzen kann. Vor allem zu Aufwand und Nutzen entstand bei den virtuellen Thementischen eine lebhafte Diskussion.

Gastgeber der Online-Veranstaltung war Professor Clemens Westerkamp, Leiter des Standortes Osnabrück und des Teilprojektes KI-Nordwest im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Lingen. „Mein Team hat Großartiges für einen reibungslosen Veranstaltungsablauf geleistet. Die organisatorischen und technischen Herausforderungen sind bei einer Online-Veranstaltung nicht zu unterschätzen. Wegen der Aktualität des Themas und der anschaulichen Darstellung sind die meisten Teilnehmenden bis zum Schluss dabeigeblieben“, resümierte er.

An der Hochschule Osnabrück arbeitet seit Anfang des Jahres ein elfköpfiges Expertenteam für die Region KI-Nordwest. Es besteht aus einer KI-Koordinatorin, KI-Trainern und wissenschaftlichen Hilfskräften: „Unser Ziel ist es, kleinen und mittleren Unternehmen KI näher zu bringen. Die gewährleisten wir über Informationsveranstaltungen wie diese oder durch persönliche Unternehmensgespräche. Diese Angebote helfen vor allem beim Einstieg in das Thema. Weiterhin bieten wir ebenfalls Workshops und Fachseminaren, in denen die KMU gemeinsam mit den KI-Trainern ihre Kenntnisse vertiefen können und methodisch Konzepte zur Einführung von KI oder neuen Geschäftsmodellen entwickeln. Wir unterstützen auch bei der Durchführung und Planung tatsächlicher Projekte zur Einführung von KI im Unternehmen“, so Sarah Rupp, wissenschaftliche Mitarbeiterin und KI-Koordinatorin. Sie erläutert zudem, dass am Standort Osnabrück an unterschiedlichen KI-Projekten gearbeitet werde, indem das wissenschaftliche Team so genannte „Demonstratoren“ entwickle, um einzelne Aspekte von KI zu veranschaulichen:

So wurde am Beispiel von drei Ventilatoren gezeigt, wie das in der Industrie eingesetzte „Condition Monitoring“ zur vorbeugenden Wartung mittels KI genutzt werden kann (engl. Predictive Maintenance). Anhand einer Analyse des Vibrationsverhaltens mit künstlichen neuronalen Netzen lassen sich intakte und nicht intakte Ventilatoren unterscheiden.

Ein weiteres Beispiel nutzt ein künstliches neuronales Netz mit Bildern zu Brötchensorten einer Bäckerei. Nach dem Training des neuronalen Netzes mit den Bildern von sechs vorgegebenen Brötchensorten ist die KI imstande, die korrekte Brötchensorte anhand einer Kameraaufnahme zu erkennen. Dieses Vorgehen könnte beispielsweise zur Qualitätssicherung eingesetzt werden und ist eines der Kernthemen von KI, nämlich der Objekterkennung.

Zwischen 2016 und 2018 sind in der Industrie laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 27 meldepflichtige Arbeitsunfälle pro 1000 vollbeschäftigter Personen verzeichnet worden. Die KI-basierte automatisierte digitale Bewegungsanalyse dient als mögliche Arbeitsschutzmaßnahme. In der Veranstaltung sind viele dieser möglichen Einsatzszenarien für Industrie vorgestellt worden.

Zurzeit läuft ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem für seine Drückmaschinen bekannten Osnabrücker Unternehmen Abacus Maschinenbau GmbH. Hier wurde eine Vielzahl an Sensoren verbaut, deren Daten kombiniert und von KI-Algorithmen verarbeitet werden. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den aktuellen Zustand hoch belasteter Komponenten sowie mögliche Anomalien und Prognosen zum Verschleiß und zu optimalen Wartungszeitpunkten ableiten.

KI gewinnt besonders für mittelständische Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Ein wichtiges Fazit der Online-Veranstaltung war, dass als nächste Schritte die Strukturierung und Aufbereitung der Daten in gemeinsamer Arbeit der Anwender (zum Beispiel der Industrie) und der KI-Trainer des Teilprojektes KI-Nordwest an der Hochschule Osnabrück im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen für KI angegangen werden müssen. Dazu gab es an den Thementischen vielfältige Anfragen und Bedarfe an Qualifizierung, die in den nächsten Veranstaltungen und Aktivitäten von KI-Nordwest mit den Unternehmen angegangen werden.

 

Die Vorträge der Veranstaltung im Videoformat:

 

Foto: Kerstin Weber