Fünftes enablingcamp Münsterland

„Innovation und Digitalisierung im Mittelstand“

Am 24. Juni fand zum fünften Mal das enablingcamp Münsterland statt. Schwerpunkt dieses Online Barcamps war das Thema „Innovation und Digitalisierung im Mittelstand“, welches die etwa 50 Interessierten Teilnehmenden diskutierten und kennenlernten. Die besonderen Charakteristika des Barcamps kamen trotz des Onlineformats zum Tragen. So gab es im Vorfeld keine festgelegte Agenda und alle Teilnehmenden aus Mittelstand, Wissenschaft und Startups konnten sich aktiv in die Gestaltung des Programms einbringen. Die Themenvielfalt der Sessions war breit gefächert und führte zu einem abwechslungsreichen Programm. So brachten die Teilnehmenden in insgesamt 12 Sessions ihre Meinungen und Ideen ein.

Die Sessions und ihre Inhalte

Auch das Friseurwesen erlebt einen digitalen Transformationsprozess. Durch den Einsatz von Verwaltungs-, Kassen- und Kundenverwaltungssoftware werden Prozesse zunehmen digitaler, Terminbuchungen sind online möglich und werden von den Kunden auch stark genutzt. Social Media-Marketing über Instagram gehört zur zielgruppengerechten Kommunikation. Wie dies in seinen Friseursalons umgesetzt wird, stellte Andreas Steinke in dieser Session vor. Diskutiert wurde, über welche Kanäle, Kampagnen und Anreizsysteme zukünftig die Verbindung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung bespielt werden kann.

Für vertrieblich tätige Personen ist der physische Kontakt zum Kunden essenziell. Die Corona Pandemie hat im vergangenen Jahr persönliche vor Ort-Gespräche oder Messe-Auftritte zum Teil unmöglich gemacht. Für den Vertrieb bedeutet dies, auf digitale Kanäle umzusteigen. Kernfrage dieser Session war, wie Produkte und Dienstleistungen digital professionell gestaltet und präsentiert werden können. Am Beispiel eines „Digitalen Musterhauses“ stellte Gerhard Schröder in dieser Session eine auf Powerpoint basierende Lösung vor, die verschiedene grafische Interfaces wie z.B. 3D-Videos, Interaktive Virtual- und Augmented-Reality-Tools oder iPad-Apps beinhaltet.

Fehlende finanzielle Mittel sowie ein hoher Investitionsaufwand sind gerade für kleine und mittlere Unternehmen ein Hindernis für die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten. Dabei gibt es durch Land und Bund verschiedene Zuschuss-Töpfe, die dabei helfen, die Kosten und damit auch die Risiken abzufangen. In der Session wurden von Christian Holterhues verschiedene Förderprogramme wie „Mittelstand innovativ & Digital NRW“, „go-digital“ oder „Digital Jetzt“ vorgestellt, und mögliche Zugänge für die Session-Teilnehmenden diskutiert.

Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie erhielten der Begriff „New Work“ und die dahinterstehenden Prinzipien ein breites Interesse durch eine vielfältige Unternehmenslandschaft – auch im Mittelstand. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern New Work mehr als nur ein Modewort ist, sondern einen Beitrag zu einem echten Transformationsprozess insbesondere von mittelständischen Unternehmen leisten kann. Begriffe wie „Flache Hierarchien“, „Selbstverwirklichung“, aber auch „Mobiles Arbeiten“ in allen Facetten und deren Einsetzbarkeit im münsterländischen Mittelstand wurden in der Session von Patricia Wiesker beleuchtet.

Die Startup-Szene zeichnet sich durch eine hohe Innovationskraft aus. Wer nach Belegen sucht, findet diese auch im Münsterland. Inzwischen in großer Zahl. Deutlich schwieriger einzuschätzen ist hingegen die langfristige Bedeutung der Startup-Szene für den regionalen Arbeitsmarkt und die Gesamtentwicklung der Innovationsregion. In der Session von Sebastian Köffer wurde diskutiert, welche Rolle die gezielte Förderung von Startups bei der Entwicklung einer Region spielt. Anhand von Beispielen aus der Region (u.a. Grünspar und Flaschenpost) diskutierten die Teilnehmenden über Effekte in Bezug auf Investmentkapital und Talentzugang.

Blockchain stellt eine dezentrale und verlässliche Alternative zur Speicherung von Daten dar. Hierdurch ergeben sich neue Ansätze, um beispielsweise Plattformen und Ökosysteme zu gestalten. Neben Anwendungen in der Finanzindustrie gibt es mittlerweile auch Anwendungsgebiete in Kunst, Gaming und in der Lieferketten-Optimierung, die Nicolas Limberg in der Session beleuchtete.

In dieser Session von Bastian Reeke ging es um die Implementierung neuer Software im Betrieb. Dabei kommt es vor allem darauf an, so wurde diskutiert, Nutzer*innen mitzunehmen und in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Es sind außerdem vorab Fragen zu klären, wie zum Beispiel, zu welchem Ausmaß das System in die Infrastruktur eingreift. Handelt es sich also lediglich um eine neue Software oder ist ein komplexer digitaler Wandel in den Arbeitsstrukturen notwendig? Des Weiteren wurde das AKKAR-Framework vorgestellt, welches als Hilfsmodell zur Integration in die Praxis dient. Die Teilnehmenden diskutierten weiter, dass ein Vergleich vor und nach der Einführung entscheidend sei. Dafür sind Messgrößen, wie beispielsweise die Zeitersparnis, festzulegen. Oftmals wird dieser Vergleich mit entsprechenden Referenzwerten vergessen. Umso wichtiger sei dementsprechend ein Erfolgscontrolling.

In der Notaufnahme kommt es mitunter zu langen Wartezeiten der Patienten und Ineffizienz des Arbeitsablaufes der Mitarbeitenden. Durch eine KI-getriebene Lösung, die durch Ortung und Visualisierung das Komplexe in Echtzeit sichtbar macht, ist es möglich, dieser Herausforderung zu begegnen. In der Session von Ralf Drüge ging es um die Bereitschaft des Pflegepersonals und der Patienten, smarte Krankenhäuser und die Technik dahinter altersunabhängig zu akzeptieren und anzunehmen. Es geht dabei um die persönliche Motivation: Wofür will ich selbst Energie aufwenden? Denn immerhin muss ein neuer Arbeitsprozess erlernt werden und es gilt herauszufinden, wie man anders arbeitet. Sich dabei nicht mehr von anderen Menschen abhängig zu machen, sondern sich auf die IT zu verlassen, stellt eine Herausforderung in den Köpfen der Leute dar. Schlussendlich beinhaltet die Integration von einer solchen Technik vor allem einen Kultur- und Mindsetchange, welcher nicht von heute auf morgen geschehen kann. Andere Länder sind in Bezug auf smarte Krankenhäusern wesentlich weiter, so zum Beispiel England. Dort werden nun in allen Krankenhäuser solche Ortungsdienste eingeführt.

In der Session von Daniel Schlemermeyer und Gerhard Schröder wurde diskutiert, was einen guten Podcast ausmacht und wie auch mittelständische Unternehmen von Podcasts als zusätzliches Marketinginstrument profitieren können. Unternehmen können nämlich die Wahrnehmung der eigenen Marke steigern und Vertrauen aufbauen. Die Teilnehmenden lernten von den Podcast-Experten außerdem, dass es sich lohnt in Technik zu investieren, wenn man einen eigenen Podcast produzieren will, um einen hohen Produktionsstandard zu garantieren. Aber es wurden auch kostenfreie Alternativ-Lösungen und Tools genannt. Wie bei jedem anderen Produkt, käme es auf die Zielgruppenbetrachtung an und somit auf die Zielerwartung der Zuhörer*innen, um einen Mehrwert generieren zu können. Will man sich informieren und den Podcast als Weiterbildungsformat nutzen oder sucht man Entertainment?

In dieser Session ging es eben nicht um das, was wir alle so schnell in der Pandemie lernen mussten, das digitale Zusammenarbeiten. Es ging vielmehr um den Punkt, wie wir auch als Unternehmen und als Teams miteinander interagieren, ohne an konkreten Aufgaben zu arbeiten. Antje Tomfohrde schildert dabei einen interessanten Ansatz aus Ihrem Team – sie treffen sich in der Mittagspause auf der Plattform „discord“ zum Zocken. So banal wie das klingt, ist dieser Ansatz aber nicht. Es wurde vieles ausprobiert um auch persönlich in Kontakt zu bleiben, ein Mittagsessen vor Zoom, Chat-Angebote zu verschiedenen Themen und Fragestellungen, etc.. Das beste Ergebnis brachte aber das gemeinsame Spiel. So wird der Austausch über die Arbeit hinaus ganz natürlich angeregt, vorausgesetzt es befinden sich ausreichend spiel-affine Leute im Team. Die einen versuchen es dann wohl besser mit einer digitalen „Montagsmaler“-Variante, andere greifen direkt zur Waffe und spielen online Team-Shooter mit kooperativem Charakter. Die rund 20 Teilnehmenden der Session diskutierten angeregt über die Ausprägungen der sozialen Interaktion. Später ging die Gruppe noch auf andere digitale Kommunikations-Tools ein, in denen man sich freier bewegen kann, als in klassischen Chats oder Video-Konferenzen.

Julius Dittmann brennt für seine Themen, das merkt man sofort. Und so nahm er die Sessionteilnehmer mit auf sein digitales Miro-Board und fragte, woran man eigentlich festmachen kann, dass ein Unternehmen eine gute Unternehmenskultur hat? Die Antworten darauf waren breit aber oft einhellig: Duzen, aber ernstgemeint. Offene Türen und offene Ohren, Wertschätzung durch Team-Bilder im Eingang. Um aber eine motivierende und aktivierende Unternehmenskultur zu erzeugen, benötigt es noch mehr. Es geht darum eine Vision zu haben und daraus eine Mission abzuleiten. Als Beispiel zog der Sessionsgeber Skateboarding heran. Wie bei gestandenen Skateboard-Tricks, ist die nächste Entwicklungsstufe immer schon im Visier. Die Teilnehmenden ergänzten noch, dass es eben auch wichtig sei, wofür ein Unternehmen gesellschaftlich steht und eintritt, dass lässt sich auch mit dem „Golden Circle“ verdeutlichen. Es geht um den Dreiklang aus „why, how und what“. Schließlich lassen sich diese Prinzipien auch auf die Aufgaben der Digitalisierung im Unternehmen anwenden. Eine positive Unternehmenskultur vermittelt jedem Mitarbeiter eine Vision des Unternehmens, nimmt ihn aber auch an die Hand, und holt alle ab.

Sensoren finden sich mittlerweile überall. Im Auto, in Küchenmaschinen, in Handys und in Straßenbelägen. Aber was sind die aktuellen Themen die sich für Projektentwicklungen und Innovationen eignen. Christoph Budelmann diskutierte mit den Teilnehmenden zu verschiedenen Facetten der Sensoren. Interessant sei es insbesondere, verschiedene Sensoren miteinander zu vernetzen und so Prozesse zu erfassen. Beispielhaft ging es um die Erfassung von Luftverschmutzung. Beispielsweise könnten 500 Sensoren an Müllfahrzeugen ein genaueres Gesamtbild erzeugen als drei Messstationen die an fixen Punkten in der Stadt verteilt sind. Oftmals ist die Vernetzung kleinerer einfacher Sensoren genauso spannend wie die hochkomplexen und aufwändigen Spezialsensoren. Es ging aber auch um Sensoren, die im Menschen selbst zum Einsatz kommen können. Technisch sei das keine Herausforderung, allerdings muss die Frage der Energieversorgung geklärt werden, da sich Sensorimplantate nicht einfach herausnehmen lassen. Schließlich ging es auch um den Sensorik-Standort Deutschland.

 

Das enablingcamp Münsterland 2021 wurde gemeinschaftlich vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen, dem Digital Hub münsterLAND und dem Münsterland e.V. durchgeführt.

Die Themen des enablingcamps Münsterland 2021 im Graphic Recording festgehalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Headerbild: Muensterland e.V.