Digitale Landwirtschaft – Chance oder Risiko?

Am 2. Dezember 2020 führte das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen am Standort Osnabrück eine Online-Veranstaltung mit über 50 Teilnehmenden durch. In drei Vorträgen von Lutz Plagge, Dirk Westrup und Fabian Mandrella lernten die Teilnehmenden die Möglichkeiten und Herausforderungen von Digitalisierungsvorhaben in der Landwirtschaft genauer kennen und diskutierten diese.

Referent Lutz Plagge stellte seine Studie vor, die den Digitalisierungsgrad der Landwirtschaft im Großraum Osnabrück betrachtet. In seiner Erhebung lag der Fokus auf Digitalisierungstechniken in der Außenwirtschaft. Die Studie zeigt, dass der Grad der Digitalisierung bei Lohnunternehmern grundsätzlich höher als bei Landwirten ist. Das Interesse und die Bereitschaft zur Nutzung von Lenksystemen und digitaler Software (App-Nutzung) ist aber auch bei Landwirten vorhanden.

In den zwei anschließenden Praxisberichten schilderte zunächst Dirk Westrup, praktizierender Landwirt und einer von drei Geschäftsführern der Westrup-Koch GbR, dass die Digitalisierung positive Auswirkungen auf sein Unternehmen hat. Neben dem Herden- und Fütterungsmanagement betrachtete Westrup ebenfalls die Außenwirtschaft. Unter anderem werden hier Digitalisierungstechniken, wie Spurführungstechniken, N-Sensorik zur Düngung oder auch teilflächenspezifische Feldbewirtschaftung erfolgreich genutzt. Sowohl in der Innen- als auch in der Außenwirtschaft sah Westrup einen großen Nutzen der digitalen Techniken in seinem Betrieb.

Im zweiten Praxisvortrag betrachtete Fabian Mandrella von der Kaufmann Dienstleistungs GmbH die Chancen der digitalen Systemen aus der Sicht eines Lohnunternehmers. Dazu zählen beispielsweise die ressourcen- und umweltschonende Landbewirtschaftung sowie die Vereinfachung vorgeschriebener Dokumentationen. Neben den Chancen ging Mandrella auch auf die Schwierigkeiten beim Etablieren digitaler Systeme ein. Dabei zeigten sich besonders der enorme Investitionsaufwand und die mangelnde Bereitschaft der Kunden den Mehrwert zu bezahlen. Für sein Unternehmen bleibt dann häufig die Frage, in welche Technologie sich eine Investition lohnt und welche Neuerung wieder ausscheidet. Dennoch überwiegen bei der Kaufmann Dienstleistungs GmbH die Vorteile der Digitalisierung, auch hinsichtlich der Entlastung der Mitarbeiter.

Nach den Vorträgen gab es eine Diskussion zum Thema „Daten“. Westrup wies darauf hin, dass keine Datenfriedhöfe erzeugt werden sollten, sondern der genaue Nutzen der Daten bekannt sein muss. Lutz Plagge ergänzte, dass es wichtig ist nicht des Digitalisieren wegen zu digitalisieren, sondern dass der Nutzen erkennbar sein muss und jeder agieren statt reagieren sollte. Hinsichtlich politischer Rahmenbedingungen merkte Westrup an, dass gutes Internet noch nicht an „jeder Milchkanne“ angekommen sei, wodurch Betriebe gehemmt würden, da beispielsweise der Upload von Betriebsdaten sehr lange dauert und für andere Betriebsteile nicht verfügbar sei.

Das Fazit der Veranstaltung lautete, dass die Digitalisierung in der Landwirtschaft grundsätzlich ein Segen ist, der Weg jedoch holprig und mit Hürden verbunden sein kann. Das Mittelstand 4.0-Kompenenzzentrum hilft an dieser Stelle mit individuellen Coachings, Workshops Informationsveranstaltungen.

 

Foto: Nikolas Neddermann