Am 24. Februar 2021 führte der Standort Osnabrück des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Lingen mit dem Standort Osnabrück eine Online-Veranstaltung mit mehr als 20 Teilnehmenden durch. Alexander Grunwald (Farmerscent GmbH) und Frederik Langsenkamp (Hof Langsenkamp) zeigten in Ihren Vorträgen, welche technischen Möglichkeiten zur Datenübertragung in ländlichen Gebieten zur Verfügung stehen, welche Potentiale und welcher Aufwand sich dahinter verbirgt und wie diese sich konkret einsetzen lassen.

Alexander Grunwald startete mit einer Übersicht zu kabelgebundener wie zur drahtlosen Datenübertragung. Die kabelgebundene Variante, das sogenannte „Ethernet“, ist weiterhin der Standard und die einfachste Möglichkeit firmenintern Daten zu übertragen. Ein solches System ist besonders robust. Eine Alternative bietet die „Powerline“. Dabei wird mittels eines einfachen Adapters die Stromleitung zur Datenübertragung genutzt. Hierzu gibt es verschiedene drahtlose Alternativen. Eine weit verbreitete Möglichkeit ist der Mobilfunk, bei dem die Netzabdeckung je nach Übertragungsgeschwindigkeit relativ lückenlos ist. Der neue 5G Standard erreicht sehr hohe Geschwindigkeiten. WLAN ist eine gute Möglichkeit für lokale Lösungen, sowie eine Alternative zum Ethernet. „Sub-GHz/LPWANs“, beispielsweise „LTE-M“, „NB-IOT“, „Sigfox“, „MIOTY „und „LoRaWAN“ sind Möglichkeiten um wenige Daten stromsparend über weite Strecken zu versenden. Die entsprechenden Systeme lassen sich zum Beispiel auf dem eigenen Hof installieren und stellen eine Art „private Netzabdeckung“ sicher.

Frederik Langsenkamp hat auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb ein LoRaWAN Netzwerk aufgebaut um verschiedene Betriebsgebäude zu vernetzen und Informationen auszutauschen. Sein Betrieb liegt in einem ländlichen Gebiet mit schwacher, beziehungsweise keiner Netzabdeckung. Das LoRaWAN Netzwerk soll unter anderem die Pensionspferdehaltung unterstützen. Die Pferdehalter, die einen Stellplatz auf dem Hof Langsenkamp angemietet haben, bedecken ihre Tiere je nach Wetterlage zum Kälteschutz mit Pferdedecken. Zudem besitzen die Halter diverse Reitutensilien, die gelagert werden müssen. Diese können jedoch aufgrund der Vielzahl an Stellplätzen und der begrenzten Kapazität vor Ort nicht vollständig gelagert werden. Aus diesem Grund meldeten sich die Pferdehalter bislang vor ihrer Fahrt zum Stall telefonisch beim Hof Langsenkamp, um die aktuellen Temperaturen in der Pferdegasse zu erfragen. Allerdings waren die Familie und Mitarbeiter des Hofes nicht immer sofort telefonisch erreichbar, da sie sich zugleich um den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag des Betriebes kümmern mussten und der Handyempfang nicht immer gegeben war. Aufgrund dieser Herausforderung kam der Familie Langsenkamp die Idee, die Temperatur und Luftfeuchte in der Stallgasse per Sensor zu erfassen und auf diese Werte auf der eigene Homepage live abzubilden.
Dafür versuchte Frederik Langsenkamp zunächst eine WLAN-Infrastruktur aufzubauen. Dies war durch verschiedenen weiter auseinanderliegende Stallgebäude nahezu unmöglich oder sehr kostenintensiv. Eine Mobilfunklösung war aufgrund der schlechten Netzabdeckung ebenfalls nicht möglich. Durch das Kompetenzzentrum Lingen wurde er auf das LoRaWAN System aufmerksam. Für das Vorhaben von Langsenkamp war diese Möglichkeit aufgrund der Rahmenbedingungen ideal. Das Gateway hat der Landwirt unter dem Dach seines Wohnhauses eingerichtet und von dort aus mit dem Internet verbunden. Auf den Stallgassen sind kleine Temperatur und Luftfeuchtigkeitsfühler installiert, die ihre Daten über das Gateway an seinen Server senden. Für die Zukunft plant Frederik Langsenkamp weitere Sensoren wie beispielsweise Bodentemperaturfühler, Lüfter-Überwachung oder Füllstandsensoren im Getreidesilo auf seinem Betrieb zu installieren.

Es bleibt festzuhalten, dass es auch mit einer schlechten Netzabdeckung oder gar ohne Internet Möglichkeiten gibt in ländlichen Gebieten Daten zu erfassen, zu speichern, auszuwerten und für sich zu nutzen.