Wie groß sind meine Felder durchschnittlich? Wie viele Kulturen werden in meinem Betrieb angebaut? Benutze ich Orientierungshilfen, wenn ich dünge? Säe ich selbst aus oder wird dies durch Dienstleister erledigt? Nutze ich bereits Software wie z. B. eine Ackerschlagkartei? Mit der Beantwortung dieser und anderer Fragen erhalten Anwendende der neuen App „SmartFarmCheck“ Antworten darauf, in welchen Bereichen ihres landwirtschaftlichen Betriebes digitalisiert werden kann.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projektes „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen“, hat ein Expertenteam der Hochschule Osnabrück ein Potenzialanalyse-System für Agrarbetriebe entwickelt: „SmartFarmCheck“. Diese App ist sowohl im App Store als auch im Google Play Store kostenlos erhältlich. Sie hilft Landwirt*innen, ihren Betrieb auf die Digitalisierung vorzubereiten.
Im Rahmen der Landwirtschaftsmesse AGRITECHNICA, mit insgesamt über 450.000 Fachbesuchern vom 10. bis 16. November 2019, stellten die Entwickler die App erstmals dem Messepublikum vor. „Das Besondere an unserer App ist, dass in wenigen Minuten das Digitalisierungspotenzial eines landwirtschaftlichen Betriebes ermittelt werden kann“, so Professor Westerkamp, Sprecher des Teilprojekts „Competence Of Applied Agricultural Engineering“ (COALA) im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen. Die App sei auf Basis einer wissenschaftlichen Untersuchung von über 80 Betrieben in acht Landkreisen entstanden. Westerkamp erklärt, dass das System von „SmartFarmCheck“ erste Einstiegsmöglichkeiten vermittle, um landwirtschaftliche Prozesse zu optimieren und Handlungsbedarf zu erkennen. Er sei besonders stolz, dass sein Team die App nach monatelangem Tüfteln auf der Weltleitmesse für Landtechnik in Hannover vorstellen konnte.
„Die Resonanz der Standbesucher auf der AGRITECHNICA war durchweg positiv“, meint Alexander Grunwald, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Teilprojekt „COALA“. „Genau das, was mir weiterhilft. Jetzt weiß ich, welche digitalen Lösungen meinem Hof etwas bringen könnten“ – eine der vielen positiven Besucherstimmen. „Besonders gefallen hat aber auch, dass die eingegebenen Daten dabei stets anonym sind und nicht gespeichert werden“, ergänzt Grunwald.
„Die Standbesucher waren zudem sehr an unseren vielfältigen Angeboten wie Workshops, Exkursionen interessiert; aber auch daran, dass wir in unserem Team landwirtschaftliche Betriebe umfassend über weitere digitale Lösungen sowie Möglichkeiten informieren und sie dabei mit fachlichem Knowhow unterstützen“.
Für landwirtschaftliche Unternehmer*innen birgt die Digitalisierung große Chancen. Doch fehlt häufig das Wissen, wie sie ihre Prozesse umstellen können; Digitalisierung bedeutet für sie vor allem zunächst einmal Unsicherheit für den Hof. Diese Unsicherheit zu nehmen, ist Zweck der App „SmartFarmCheck“. Sie informiert über mögliche Lösungen eines Betriebs und ermutigt somit, die Digitalisierung gewinnbringend einzusetzen. Die App wird kontinuierlich optimiert, der Bewertungskatalog erweitert und neue Funktionen eingebaut.
Text: Kerstin Weber
Fotos: Nikolas Neddermann und Tim Seidel